Mit dem Thema "Herausforderungen an Seeräume in Zeiten des Wandels" lockte die nunmehr 12. Maritime Convention Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Militär zu Panels und Vorträgen in die Landesvertretung Schleswig-Holstein in Berlin. Den Veranstaltern, dem "Deutschen Maritimen Institut" zusammen mit "griephan" ist es gelungen, 162 maritime Experten und Expertinnen zu anspruchsvollen Fragen maritimer Zukunft zu scharen.
Der Gastgeber und Hausherr Staatsekretär Ingbert Liebing begrüsste dann auch die Community hocherfreut und gab bereits in seinen Begrüßungsworten zu verstehen, dass die Zeiten für die maritime Welt wohl nicht einfacher werden. Er wünschte einen guten Verlauf der Convention.
Der Vortragende für das erste Panel war Prof. Dr. Henning Vöpel, Direktor des HWWI (Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut), der dem Renommé seiner Institution und dem Begriff "Key Note" eindrucksvoll gerecht wurde. Er referierte zur "geopolitischen Verwerfung und technologischen Disruption", denn mit der Globalisierung und Digitalisierung werden die Nachkriegsordnungen und die noch vom Zeitalter der Industrialisierung geprägten Wirtschaften abgelöst, meint Vöpel. Und mit Blick auf die maritime Wirtschaft stellte er die Chancen und Risiken dar. mehr
Ein furioser Auftakt der Convention also, der von Thorsten Meincke, Senior Vice President Global Seafreight von Kühne+Nagel aufgegriffen wurde. Meincke stellte die aktuellen Herausforderungen des Konzerns in der Logistik dar, der sich, besonders in Deutschland als eine der führenden Nationen, seit Jahren auf die Digitalisierung vorbereitet.
Mit Spannung erwartete das Publikum nun eine Premiere: der Geschäftsführer des erst 2017 gegründeten Deutschen Maritimen Zentrums (DMZ) in Hamburg, Dr. Wolfgang Sichermann, der das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, den Ländern Hamburg und Niedersachsen sowie Spitzenverbänden der maritimen Wirtschaft gegründete Institut vorstellte. Sein Bericht über erste Aktivitäten im Bereich Forschung, Sicherheit und Energie waren auch eine Anregung zum Mitmachen und Mitdenken.
Die anschliessende Paneldikussion unter Leitung von Heinz Schulte startete mit der Frage, wie die Experten es denn mit der Einschätzung "Standort Deutschland" hielten. Und es wurde deutlich, dass Deutschland beim Management der Logistikketten führend in der Welt ist. Eine aussichtsreiche Einschätzung, auch wenn der europäische Hafenwettbewerb, Datensicherheit und Verwundbarkeit der Systeme nach wie vor ein sicherheitspolitsiches Thema sein werden.
Das Panel 2 war der militärische Beitrag zur Maritime Convention unter dem Slogan "Maritime Herausforderungen in Zeiten des Umbruchs". Key Note Speaker war der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause. Der höchste Marineoffizier relativierte das seit Monaten laute Presseszenario um eine schlechte Lage der Marine. Ohne die Misstände zu verschweigen wies Admiral Krause aber auch deutlich darauf hin, dass zumindest wieder drei U-Boote fahren und stellte fest, dass von der "kleinste Flotte je" mit 46 Einheiten alle Einsätze bedient und Aufträge erfüllt wurden, zeitweise die Hälfte der Flotte in See war. Er unterstrich auch die wiedererstarkte Bedeutung der Landes- und Bündnisverteidigung und forderte von der Industrie endlich "zeitgerechte Bereitstellung von Fähigkeiten" und von der Politik die erforderlichen Mittel.
Mit Brigadegeneral Thomas Seifert vom Multinationalen Kommando Operative Führung in Ulm trat ein Experte auf, der die operative, logistische und auch maritime Dimension des JSEC (Joint Support and Enabling Command) darstellte. mehr
In kurzer Folge traten Konteradmiral zur Mühlen, Abteilungsleiter Einsatz im Marinekommando, Flottillenadmiral Christian Bock, Kommandeur Einsatzflottille 2 und Kapitän zur See Eike Wetters, Executive Director des COE/CSW (CENTRE OF EXCELLENCE for Operations in Confined and Shallow Waters) in Kiel auf und stellten die Schwerpunkte ihrer Arbeit dar. mehr
Das in den Tagen zu Ende gehende große Manöver an der Nordflanke Trident Juncture wurde als Erfolg und zukunftsweisend für multinationale Zusammenarbeit mehrfach zitiert.
Die lebhafte Diskussion unter Moderation von Konteradmiral a.D. Ulrich Otto zeigt das Interesse an den zukünftigen Herausforderungen der maritimen Sicherheitspolitik. Mit der Zusammenfassung der Inhalte der Panels vollendete Vizeadmiral Hans-Joachim Stricker, Präsident des DMI, den Nachmittag.
Zum Abschluß übergab der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Krause, den "Jahresbericht zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland" des Marinekommandos an Vizeadmiral a.D. Stricker.
Den vollständigen Bericht mit vertiefenden Inhalten zu den Vorträgen lesen Sie in der Ausgabe 1 / 2 - 2019 des MarineForums.
Text: Holger Schlüter
Fotos: Holger Schlüter/Hartmut Renzel
Weitere Fotos finden Sie in dem Bericht auf der Seite des DMI.