Manager magazin, 18.02.2016:
Neue Mega-Allianz geplant - Franzosen wollen die Weltmacht in der Schifffahrt übernehmen
Von Christoph RottwilmKooperationen mit Konkurrenten haben für die großen Container-Linienreedereien der Welt eine immense Bedeutung. Denn damit können sie die Auslastung ihrer Schiffe insbesondere auf den wichtigen Ost-West-Routen beispielsweise zwischen Europa und Fernost oder zwischen Fernost und Nordamerika optimieren. So lassen sich per Kostensenkung die Gewinnmargen entlasten, was speziell in schwierigen Zeiten wie gegenwärtig wertvoll sein kann.
Nachdem vor wenigen Jahren eine geplante Allianz zwischen den drei weltgrößten Reedereien Maersk, MSC sowie CMA CGM am Veto chinesischer Behörden gescheitert war, kommt nun offenbar erneut Bewegung in das Geschehen: Eine neue Mega-Allianz befinde sich in der Entstehung, berichtet der Schifffahrts-Newsletter "Alphaliner". Treibende Kraft ist demnach die aktuelle Nummer drei in der Welt, die französische CMA CGM, die sich mit der chinesischen Cosco sowie wohl auch Evergreen und OOCL zusammentun wolle.
Der Plan zielt auf nicht weniger als die Weltspitze: Sollte das Vorhaben gelingen, so entstünde laut "Alphaliner" die nach Transportkapazität größte Reederei-Allianz der Welt. Die aktuelle Nummer eins, das Bündnis von Maersk und MSC, würde auf Platz 2 verwiesen.
Zudem würden durch das Vorhaben von CMA CGM drei der derzeit vier größten Reedereikooperationen auf den Weltmeeren aufgespalten. Die Karten für viele der Reedereien würden also völlig neu gemischt. Und das in einer Phase, in der sich der Markt seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 dauerhaft unter Druck befindet.
Hintergrund: Derzeit haben sich die führenden Container-Linienreedereien zu vier starken Verbünden zusammengeschlossen:
Die beiden Platzhirsche Maersk und MSC bilden das Bündnis "2M", das laut "Alphaliner" auf den wichtigen Ost-West-Routen über eine Frachtkapazität von insgesamt mehr als zwei Millionen Standardcontainern (TEU) verfügt - so viel wie keine andere Kooperation.
Zweitgrößte Allianz ist "CKYHE", gebildet aus den Gesellschaften Cosco, K Line, Yang Ming, Hanjin Shipping sowie Evergreen.
Auf Platz drei folgt "G6" mit der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd sowie OOCL, MOL, NYK, Hyundai Merchant Marine sowie APL.
CMA CGM schließlich, die alleine immerhin über die drittgrößte Flotte verfügt, bildet mit UASC und CSCL derzeit lediglich die viertgrößte Kooperation auf den Weltmeeren.
Das will der Konzern nun offenbar ändern. Noch wurden die Pläne zur Bildung eines neuen Mega-Bündnisses zwar nicht offiziell bestätigt. "Alphaliner" verweist jedoch auf Aussagen von CMA CGM, die bereits bekannt gegeben habe, nach erfolgreicher Akquisition von APL dieses Unternehmen aus der Allianz "G6" herauslösen zu wollen. Zudem habe CMA CGM mitgeteilt, man hoffe, dass Cosco nach einer anstehenden Übernahme von CSCL für eine neue Partnerschaft mit den Franzosen zur Verfügung stehen werde.
Der Sinn der möglichen Kooperation von CMA CGM und Co. ist nach Ansicht von "Alphaliner" klar: Maersk und MSC an der Marktspitze sollen stärker unter Druck gesetzt werden. Zudem gehe es der französischen Großreederei darum, sich stärker von schwächeren, kleineren Gesellschaften in der aktuellen Konstellation zu distanzieren. Denn die könnten demnächst zum Teil ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten bekommen, so "Alphaliner".
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