Als eine wesentliche Folge des Klimawandels schmilzt das Eis der Nordhalbkugel rasant. In nur 2 Jahrzehnten wird das arktische Nordmeer in den Sommermonaten komplett eisfrei sein. Ein neuer Ozean ist dann schiffbar, halb so groß wie Afrika und direkt in Europas Nachbarschaft. Dies verkürzt die Handelswege zwischen Asien und Europa bzw. Nordamerika drastisch. Dort lagern bis zu 30 % der bisher noch nicht geförderten, weltweiten Gasreserven, 16 % des weltweiten Öls sowie riesige Vorkommen mineralischer Ressourcen. Hier siedeln bisher nur sehr wenige Menschen und suchen die angestammten indigenen Bevölkerungen Wege in die staatliche Unabhängigkeit, insbesondere in Grönland.
Arktis
Irrungen und Wirrungen in der Arktis
Beim Ministertreffen des Arktischen Rates gibt es erstmals keine gemeinsame Abschlusserklärung. Liegt es daran, dass die USA den Klimawandel nicht erwähnen wollten? Man trifft sich alle zwei Jahre irgendwo im hohen Norden. Und meistens folgt eine mehr oder weniger nette Plauderei. Wenn die Minister des Arktischen Rates zusammenkommen, befassen sie sich unter anderem mit dem Umwelt- und Klimaschutz rund um den Nordpol, aber auch mit der Rettung von Passagieren nach Schiffsunfällen.
Nordwestpassage zwischen den Fronten

Ein Bild von 2018: »CCGS Pierre Radisson« eskortiert den Tanker »Esta Desgagnés« in der Ungava Bay zwischen Nord-Québec und Baffin Island
Die Schifffahrt und (Kanadas) Politik wollen die arktische Nordwestpassage stärker erschließen. Ein wichtiger Faktor: der Polar Code. Doch weder Umweltschützer noch Reeder sind vollends zufrieden. Neben der Nordostpassage nördlich von Russland wird auch der Nordwestpassage Potenzial für mehr arktische Verschiffungen beschieden. Mit transozeanischen Transporten durch die nordkanadische Inselwelt ließen sich die weit südlicher gelegenen Wasserstraßen Panama-Kanal und Suez-Kanal umgehen. Auf diese Weise könnte die Handelsschifffahrt über 2.700 sm sparen.
China und seine Ambitionen in der Arktis
In den letzten Jahren ist eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die Arktis zu beobachten. Der Hauptgrund dafür liegt im Klimawandel und den Veränderungen, die er erzeugt, sowie in den Aktionen verschiedener Staaten mit Blick auf ihre Interessen in der Region. So bringen die klimatischen Veränderungen neue Chancen zur Gewinnung wichtiger Ressourcen, neue und kürzere Handelsrouten für die Schifffahrt sowie Aktivitäten aller Art, inklusive des Tourismus in der Region. Allerdings werden von staatlicher Seite auch neue Gebietsansprüche gestellt, und der zukünftig leichtere Zugang zur Arktis wird von einigen Anrainerstaaten als klare Einschränkung ihrer Sicherheit betrachtet (Anrainerstaaten sind Dänemark, Kanada, Norwegen, Russland und die USA).